Erste Schritte zur gelungenen Beziehung zum eigenen Körper

„Boah gehen mir die Kopfschmerzen auf den Geist!“, „Ich hasse mich“, „Ich habe schon mal besser ausgesehen“, „Ups, das passt nicht mehr“ und vieles, vieles mehr… Die Liste der negativen Werturteile, Bemerkungen und kritischen Betrachtungen über den eigenen Körper ist mindestens so alt und lang wie der Mensch selbst. Bei aller Komplexität des Themas, interessiert mich heute nur ein Teilbereich: die Beziehung zum Körper.

Damit soll nicht nur über ein bewusstes Verhältnis, ein rationales Beobachten, Auswerten und Interpretieren gesprochen werden. Hier geht es um mehr als das Sammeln von Körperdaten in einer App oder auf einer Watch.

Hier spricht dein Chef, dein Denker und Lenker, dein Stimmungsmacher und dein Daseinsauslacher, dein Planzerstörer und Möglichkeitengenerierer. Ist das nicht zu hoch gegriffen, zu viel des Guten? Ich bin doch frei, oder?

Wie ist die Beziehung zu meinem Körper?

Damals war ich 17. Ein Kreuz- und Innenbandriss im Knie hat mir die Augen aufgemacht. Von heute auf Morgen platzten die gewohnten Aktivitäten, der Tagesplan und die sozialen Interaktionen wie eine Seifenblase. Das Kartenhaus mit dem Namen „Freiheit und Freizeit“ ist zusammengekracht. Am Anfang wollte ich es nicht wahr haben und versuchte ungeduldig auf Krücken den Schmerz zu Verdrängen und den Körper im wahrsten Sinne des Wortes zu umgehen. Der physische Schmerz hat mich jedoch zur Bettruhe und Geduld gezwungen.

Das Positive, im Rückspiegel betrachtet: Leise und unscheinbar ist eine neue Beziehung zum Leib entstanden. Nicht das „Was ist der Körper?“ sondern das „Wie ist der Körper und meine Beziehung zu ihm?“, „Wie gut kenne ich meinen Körper?“ sind in den Vordergrund getreten. Plötzlich spielten Aufmerksamkeit, Pflege, Erholung und gezielte, d.h. heilende Bewegung eine entscheidende Rolle. Kurzum: Wie le(i)bt dein Körper, d.h. wie viel Raum und Zeit wird dem Schlaf, der Erholung, der Bewegung, dem Genuß, der Anstrengung, der Aufmerksamkeit, der Balance zwischen diesen, dem Rhythmus und den Zyklen, den Schwingungen, der Einstimmung, dem Flow, den Instinken etc. gewährt?

Vom Körperkult zur Leibkultur

Dabei geht es bei weitem nicht um eine postmoderne Vergöttlichung des Körpers, die im technologiegetriebenen Körperkult a la „Forever Young“ mündet. Hier geht es um ein Gleichgewicht zwischen physis und Geist, um eine innere Balance, die aus einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe zum eigenen Leib entsteht. Nach ein paar Jahren Erfahrung oder nach einem schmerzhaften Erlebnis lernt man sich langsam besser kennen. Kultivieren vom lat. cultura, bedeutet die Bestellung oder die Pflege des Ackers/Feldes, ein Sich-Kümmern und Einüben von Techniken – hier im Sinne einer Leibkultur. Welche Rechte, Zeiten, Techniken der Leibkultur gewähre ich meinem Körper?

Die Früchte dieses kultivierten Leibbewusstseins sind die Basis für ein erfülltes Leben, ein gesundes Selbstbewusstein, Selbstakzeptanz, gute Laune und Grundlage für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen. Klingt simpel? Ist es auch und doch bedarf es der täglichen Erinnerung in von Übung.

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