Wie der Tod unser Tun relativiert und neu justiert
„Du bist noch so jung, mach dir keinen Kopf“, „Alles Gute zum Geburtstag und bleib, wie du bist“. Wie oft habe ich schon diese Sätze gehört und jedesmal sucht mich dabei das Gefühl heim, dass hier etwas nicht stimmt. Der Rebelle in mir wird wach. Diese Worte sind widersprüchlich und negieren die Urkraft in mir: das Leben, den Willen zur Veränderung. Je älter ich werde, umso stärker wird die rebelische Zuckung.
Wie oft denkst Du an den Tod?
Oder ist es einfach nur heimliche Angst, die Furcht vor dem nahenden Ende, ein Aufschrei des verdrängenden Ichs? Seit der Studienzeit denke ich oft an den Tod und wie es ist, wenn man im letzten, sagenumwobenen Augenblick das Leben wie ein Film passieren lässt. Es ist inzwischen eine tägliche Übung, das was ich tue und wie ich es mache, mit dem Tod zu relativieren. Ich gebe zu, es ist ein totaler Gedanke, denn er lässt keinen Spielraum für Sinnlosigkeit, Nachlässigkeiten oder zwischenmenschliche Gleichgültigkeit zu. Diese Technik macht einiges komplizierter und vieles einfacher, weil sie zum einen keinen Plan B duldet und zum anderen eine Vielzahl an bewussten Entscheidungsmöglichkeiten sofort abnimmt. Anders: Die meisten „Prioritäten“ und Entscheidungen relativieren und justieren sich neu.
Es ist Dein letzter Tag, was machst Du heute?
Kennts Du den Augenblick und das Gefühl, wenn man über den Tod eines Menschen, den man gekannt hatte, erfährt? Sprachlosigkeit, Kloßgefühl im Hals, Verwunderung. Der Tod, die größte aller Selbstverstädlichkeiten, der tägliche Schatten hat uns wie ein Dieb überfallen. Mir sind viele Menschen begegnet, die über diesen Augenblick der Todeserfahrung eines Nächsten über Jahre und Jahrezehnte nicht hinwegkommen sind. Zu groß der Verlust, die Umstellung, die Erinnerungsdichte, das Leid.
Was, wenn heute Dein letzter Tag ist? Wie gehst Du diesen an? Wie ein Gebet wiederhole ich seit Jahren diese Sätze, um aus dem Leben das auszuquetschen, was wertvoll ist. Diese Gedanken verändern den Blickwinkel, die Ausrichtung, die Etnscheidungen, die Ziele. Sie schenken mehr als der Tod wegnimmt.
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