…oder das kleine Kind in uns
Im letzten Beitrag war die Rede von Enttäuschungen. Meistens geht denen eine konkrete Erwartungshaltung voraus. Oder aber ein sehr beflügelndes Gefühl: die Vorfreude.
Was ist die Vorfreude?
Vorfreude ist nicht nur eine Emotion, die schnell verfliegt. Es ist ein Gefühl, das länger andauert. Wir freuen uns auf das gemeinsame Abendessen, planen den Wochenendausflug oder bereiten uns lange voraus auf den Sommerurlaub vor. Dabei begleitet uns stets das Gefühl der Vorfreude. Kurz: Es ist die zielorientierte Hoffnung auf schöne Augenblicke, auf eine gute Zeit.
Soweit die ideelle Sichtweise, soweit die Verbindung von (geistiger) Vorfreude mit (sinnlicher) Lust. Dieses hochidealisierte, sublimierte, erwartungshohe und damit romantische Erleben der modernen Vorfreude ist in der Praxis… sehr, sehr anstrengend. Denn: Die Vorfreude aufs Wochenende hat bereits am Montag ihren Tiefpunkt erreicht. Der im November gebuchte Sommerurlaub ist zwar günstiger aber er lässt ewig lange auf sich warten. Kurz: Unsere schönen Erlebnisse werden immer größer und rücken auf dem Zeithorizont immer mehr in die Ferne. Kommt Dir das auch bekannt vor?
Wie man öfters Vorfreude erlebt
Jetzt mal anders: Gibt es auch ein Gefühl der Vorfreude auf Anstrengendes, Stressiges oder auf (kurzen) Schmerz und wozu kann dieses nützlich sein?
Als Teenager habe ich mehr Zeit auf dem Zahnarztstuhl als auf dem Fußballfeld verbracht. Das hat viele Jahre sehr viel (mentalen) Schmerz verursacht – vor allem wenige Stunden vor dem Termin (mehr zum Thema Angstbewältigung: http://www.failandgetup.com/am-anfang-war-die-angst/?preview_id=19&preview_nonce=6c2dc0c925&preview=true). Gleichzeitig gab es eine kleine Vorfreude auf den Zeitpunkt, wenn man vom Stuhl aufsteht und nach Hause gehen darf.
Irgendwann habe ich so viele Erfahrungswerte gesammelt, dass ich mich vor dem Zahnarzt nicht mehr gefürchtet habe. Auf dem Stuhl war es erträglich geworden und mental war es nicht mehr anstrengend. So langsam habe ich mich darin geübt, positive Emotionen während dieser einen Stunde zu entwickeln. Was will ich damit sagen?
Vorfreude braucht Übung
Schau auf Kinder: Ist dir aufgefallen, wie oft diese im Zustand der Vorfreude sind? Stimmt, ihre Vorfreude ist eine gänzlich andere, kleinere und damit häufigere. Es ist nicht dieses hochstilisisierte Gefühl, das (künstlich) nach außen rational aufrechterhalten wird. Bei Kindern sind es eher zahlreiche und kurze Augenblicke der Vorfreude, die wie Glühwürmchen immer wieder kurz und heftig erleuchten. Es ist die Vorfreude auf einfache und schwere, unmittelbar bevorstehende Augenblicke, die meistens dem Umfeld gezeigt wird (mehr über das Zeigen von Gefühlen und Emotionen: http://www.failandgetup.com/wp-admin/post.php?post=411&action=edit).
Wie oft gelingt es Dir Vorfreude über kleine und scheinbar unbedeutende Ereignisse im Alltag zu verspüren und zu zeigen? Welche Techniken sind dir dabei behilflich?
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