…und wodurch sich dieser vom modernen Timing unterscheidet

Da habe ich mich zuletzt erwischt. Erwischt bei der Überlegung, wieso eine gute Idee, die ich im Freundeskreis vorgeschlagen habe, nicht gezündet hat. Es waren die richtigen Leute, die erste Rückmeldung war durchgehend positiv und die Folgeaktivitäten wurden auch besprochen.

Und doch ist diese Idee kurze Zeit später gestorben – schneller als ich es mir vorgestellt habe. Wieso war das so? Oder weiter gesponnen: Wieso musste es genau so kommen?

Was ist ein guter Augenblick?

In der griechischen Mythologie gibt es eine Gottheit, die Kairos heißt (griechisch Καιρός). Damit ist im übertragenen Sinne der gute/rechte/günstige/passende/beste Zeitpunkt für eine Entscheidung gemeint. Zugleich deuten die Flügel an den Füßen, dass es sich hier um einen flüchtigen Augenblick handelt. Die Haarlocke auf der Stirn (der Schopf), symbolisiert u.a. die Möglichkeit zum Ergreiffen.

Die Alten wussten also, wer gute, nachhaltige und erfolgsversprechende Entscheidungen treffen will (mehr zur Entscheidungsfreude: http://www.failandgetup.com/kein-entscheidung-ist-auch-eine-entscheidung-marekgross-lebenskunst/), der muss den guten Zeitpunkt hierfür erwischen bzw. am Schopfe packen.

Was ist Timing?

Damit wird deutlich, dass Kairos mehr ist als der moderne Begriff des „Timings“. Genauer: Wenn wir vom guten Timing sprechen, dann enthält es überwiegend die rein rationale Komponente des guten Planens, Abstimmens und des effizienten – auch in materieller Hinsicht – Gestaltens.

Was mir hier fehlt, ist der emotionale Touch, d.h. bei Kairos darf die positive Emotion wie Vorfreude oder Begeisterung nicht fehlen. Gleichzeitig ist die Vor-sicht (die Sicht nach Vorne), d.h. das nachhaltige, zukunftsträchtige Element und damit die ethische/emphatische Komponente (Wie geht es mir und den Mitmenschen mit dieser Entscheidung?) ein weiteres Element des Entscheidungsaugenblicks. Hört sich kompliziert an oder?

Kann man den guten Zeitpunkt üben?

Genau darin besteht die Schwierigkeit: Zweifel, Befürchtungen und Ängste also negative Emotionen und Gefühle erschweren uns nicht nur die richtige Wahl, sondern auch die Wahl des richtigen Zeitpunkts (Übrigens: Kairophobie ist das anhaltende Gefühl der Angst Entscheidungen zu treffen).

Aus der Lebenspraxis: Wenn ich mir nicht sicher bin, ob es der richtige Zeitpunkt ist, dann frage ich mich, welche Emotion beherrscht mich gerade und welcher braucht es, damit ich den guten Zeitpunkt „treffe“.

Selbstverständlich ist es meistens kein bewusstes Nachdenken, denn oft entscheiden Wimpernschläge, ob der Zeitpunkt (nicht die Entscheidung) richtig oder falsch ist.

Daher hilft in der Praxis nur eins: üben, üben, üben. Aber was soll ich üben, wirst Du fragen? Zum Beispiel dieses: Aus welcher Emotion triffst du einfache UND schwere Entscheidungen? Wie viel Geduld ODER Spontanität bringe ich auf, um einen guten Zeitpunkt beim Schopfe zu packen?

Wills Du hierzu mehr erfahren? Genügt dir dieser kleiner Ausschnitt nicht? Dann schreib ein Kommentar oder kontaktiere mich via Mail.

Dieser Blogbeitrag enthält die subjektive Sichtweise und Meinung von Marek Gross