Über Flow

Abends schaue ich vom Balkon. Es ist viel Bewegung auf der Straße. Die Nachbarin geht immer um sechs Gassi. Die Fahrräder rauschen Richtung Feierabend. Und die Autos habens in der 30er Zone besonders eilig. Alles ist in Bewegung, das ewige Panta rhei.

Was ist Flow?

Unter Flow verstehe ich einen physischen und geistigen Zustand der Betätigung, während dessen man die eigenen bewussten Gedanken, Gefühle und Handlungen ausblendet. Es funktioniert hervorragend und braucht das Ich (auf der Metaebene) nicht. Gleichzeitig ist das Im-Handeln-Aufgehen immer temporär eingegrenzt.

In der Praxis lebe ich den Augenblick so wie er gerade (für mich) ist. Es bedarf keines Gedankens, keiner Erklärung, keiner Zweifel und keiner bewussten Gefühlswahrnehmung. Es ist.

Wie komme ich ins flowartige Handeln?

Den glückseligen Zustand des Flows (nicht mit Drogenkonsum jeglicher Art zu verwechseln) kannst Du einüben und erlernen. Um ins flowartige Handeln zu kommen, braucht es nicht nur eine Entscheidung (mehr dazu hier: http://www.failandgetup.com/kein-entscheidung-ist-auch-eine-entscheidung-marekgross-lebenskunst/).

Es gilt vielmehr vorab zu klären (bewusst oder instinktiv), was ich will, warum will ich das und ob ich rational und emotional hinter dieser Idee und Entscheidung stehe. Zusätzlich ist – und dies wird heute immer mehr außer Acht gelassen – das „Wie“ zu beachten. Heißt: Wie will ich das Ziel erreichen oder die Aufgabe angehen?

Hört sich alles sehr kompliziert an. Im Alltag ist es jedoch meistens keine große Sache. Beispiel Kochen. Es reicht eine gute Idee und schon kommt man ins Handeln. Die Abfolge ist unbewusst, aus Erfahrung geklärt und das leckere Ergebnis in 20-30 Minuten fertig. Was ist während dieser 20-30 Minuten passiert?

Sehr viel und doch fällt das Erinnern daran sehr schwer, denn die Abfolge der Handlungen war magisch aufeinander abgestimmt und die passende Geschwindigkeit der Ausführung hat zum gewünschten Ergebnis spielend geführt.

Warum ist Flow für Dich wichtig?

Im Zustand des Flows ist eine aufwendige Handlung und komplexe Tätigkeit einfach auszuführen. Sie „kostet“ dich und raubt dir – im Vergleich zu einer bewussten Handlung – wenig mentale und physische Energie. Auch ist das Ergebnis der Handlung aus dem Zustand des Flows immer zufriedenstellender als wenn man immer wieder Nachdenken oder Nachfragen muss.

Es ist kein Zufall, dass im Mittelalter Mönche und Klöster viel über Glück und Lebensfreude gepredigt haben und dies durften. Der Alltag in den Mauern eines Klosters war nichts anderes als das Erlernen und tägliches Einüben eines Dauer-Flow-Zustands mittels einer geregelter Abfolge, Taktung, Geschwindigkeit und Rhythmus.

Die Manufakturen und Fabriken des Industrialisierungszeitalters – sowie auch die Konzerne und großen Unternehmen der Gegenwart – bedienen sich der Tradition dieser klösterlichen Flowkultur und versuchen diese immer aufs Neue zu optimieren. Mit oder ohne Erfolg, denn oft geht es den Beteiligten zu schnell und im Zustand der Überforderung klappt nicht mehr viel.

Wann bist Du im Flow? Welche Tätigkeient versetzten dich in den Zustand der Ich-Vergessenheit? Schreib ein Kommentar oder eine Mail an: mpjgross@interia.pl

Dieser Blogbeitrag enthält die subjektive Sichtweise und Meinung von Marek Gross