Wie Du die nächste Stufe der Empfindsamkeit lebst
Lange war ich mir dessen nicht bewusst, welche Rolle Emotionen und Gefühle in unserem Alltag spielen. Da ist einer durch die Welt gelaufen und hat viele Jahre blind das gemacht, was Schule, Eltern, Arbeitgeber gefordert und gewünscht haben.
Erst mit 14 oder 15 began das leise Rebellieren. Denn mit Sicherheit gehörte ich nicht zu jenen, die viel Krach machen und sich dann erwischen lassen. Es musste schon subtiler gehen, dieses Entrücken von Normen, Regeln, Geboten und Verboten, das Ausprobieren und Grenzen ausloten.
Was ist Empfindsamkeit?
Es war nicht die Schule, die einen auf die breite Palette an Empfindungen und Emotionen sensibilisierte – und schon gar nicht wie man diese im Alltag spielt. Auch war es nicht die Kirche oder das Elternhaus, die einem – außer Sinn für Idealismus – nur wenig vom Alltagspragmatismus vermittelt haben.
Die gelebte Feinfülligkeit im Alltag leben – so verstehe ich Empfindsamkeit, das kam zunächst langsam über das Beobachten der Natur, über Mannschaftssportarten und über Musik und Bücher. Da war ein Mehr an Leben, ein Über-Ich-Erleben, was man noch nicht verstanden hat. Diese Augenblicke wurden langsam, genüßlich empfunden, wie Argusaugen, die Vielfältigkeit der Perspektiven auskosten.
Emotionen benennen
Irgendwann später, so mit Mitte 20 hat er sich im Studienseminar über die Affekte, Emotionen und Gefühle bewusste Gedanken gemacht. Das Benennen und Differenzieren unter diesen Sequenzen ist im ersten Schritt total schwer. Man lernt ein neues Alphabet in sich zu erkennen: die Kaligraphie der Empfindsamkeit. Von Tonalität/Expression/Ausbalancierung dieser ist noch lange nichts in Sicht.
Emotionen zeigen
Die höchste Stufe der Gefühlsregung ist der positive Ausdruck der Emotionen im Alltag den Mitmenschen gegenüber: das Zeigen oder das „Lass-dich-mich-erleben“ im Augenblicken. Sich Kümmern, Zuhören, Interesse für den Anderen, statt Unterbrechen, Verständnis zeigen, in den Gedanken des anderen Tanzen, Lächeln und Mitfreuen. Das beispielsweise verbunden mit einer entsprechenden Körpersprache macht jeden von uns außergewöhnlich und jede Begegnung einmalig.
Mir ist bewusst, dass sich das alles zunächst wie Fremdwörter, Neuland, Schwärmerei und ein Unverhalten anhört. Umgekehrt: Ist die Sehnsucht nach Reisen in exotische Länder nicht die meistverbreitete?
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