…oder ein paar Worte über Geduld und Verständnis
Vor ein paar Tagen hatte ich als Grillmeister das Vergnügen für das leibliche Wohl von ca. 20 Gästen zu sorgen. Hochmotiviert habe ich mich der Aufgabe gewidmet und … vorab nicht so genau auf die Uhr geguckt. Kurz: Mit dem Grillen habe ich zu spät angefangen.
Der ein oder andere Gast langte schon bei den Vorspeisen kräftig zu. Darauf habe ich die frohe Runde informiert, dass es noch ca. 15 Minuten dauern wird. Das hat einer Person ganz und gar nicht geschmeckt und er forderte mich auf, schon „etwas vom Grill zu bringen“. „Gutes Ding braucht Weil“, war meine mit einem Grinsen versehene Antwort. Da der Hunger bei diesem Gast besonders ausgeprägt war, ist der Unmut entsprechend größer geworden…
Was sind Fehler?
Aus dieser trivialen Erfahrung habe ich einiges über den Gast und über mich gelernt. Genauer gesagt, hat er sich nach dem Essen gerechtfertigt, wieso er zu Drängen begann. Es stellte sich heraus, dass wir – abstrakt formuliert – ein unterschiedliches Verständnis von Pünktlichkeit, Ersthaftigkeit der Aufgabe und damit übergreifend unterschiedlich das Thema Fehlertoleranz auffassen.
Fehler sind aus meinem Blickwinkel nur dann Fehler, wenn es negative Auswirkungen für mich und/oder für Mitmenschen gibt. Alles andere – und das ist der Großteil – sind Ängste, Befürchtungen und die damit verbundenen Vermeidungsstrategien / Ausreden, weil Auswirkungen entweder nicht erkannt werden oder – und dies trifft meistens zu – durch den Filter negativer Emotionen eingeschätzt werden. Klingt das nicht zu einfach?
Was ist Fehlertoleranz?
Vorab: Fehler sind harmlos, wenn man sie gewohnt ist und wenn man bereit ist, aus ihnen zu lernen. Fehler sind problematisch, wenn man jahrelang eine Erziehung und/oder Ausbildung „genossen“ hat, die rein auf das Vermeiden von Fehlern und damit letztendlich auf Problemversessenheit gerichtet war.
Und damit sind wir bei der zentralen Frage angelangt: Wie viel Raum für Fehler gestehst Du dir im Alltag und wie viel Deinen Mitmenschen? Wie viel Verständnis für Fehler anderer hast du?
Unter Fehlertoleranz verstehe ich den Raum für Fehler, den wir uns selbst gestehen UND der gleichzeitig um die Fehler unseres Umfelds erweitert wird. Im Alltag reicht es leider nicht einzig die eigene Fehlererwartungshaltung zu tolerieren.
Fehlertoleranz bedeutet vielmehr, dass man beispielsweise bei der Zusammenarbeit mit Menschen zu verstehen versucht oder bereits versteht, wieso mein(e) gegenüber in einer bestimmten Situation so denkt, sich so äußert und sich schließlich so und nicht anders entscheidet.
Fehlertolerante Menschen sind sehr einfach zu erkennen: Sie weisen dich auf Fehler u.a. sachbezogen und lösungsorientiert, statt rein personenbezogen und damit problemversessen hin.
Wie viel Verständnis für Fehler bringst du dir und wie viel deinem Umfeld gegenüber auf? Wie viele fehlertolerante Personen hast du in deiner Nähe? Schreib ein Kommentar oder eine eMail.
Dieser Blogbeitrag enthält die subjektive Sichtweise und Meinung von Marek Gross
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