Über Zeitwahrnehmung(en)
Letztens hat mir ein Bekannter eine seiner Sehnsüchte verraten:
„Ich wünsche mit wieder mehr nach den Jahreszeiten und näher an den Abläufen der Natur zu leben“
Dieser Satz hat mich zum Nachdenken gebracht. Genauer gesagt, habe ich mir die Frage gestellt: In welcher Zeit(en) lebst du? Und: Welche Zeit überzeugt und motiviert dich im Alltag?
Was ist Zeitgefühl?
Unter Zeitgefühl(en) verstehe ich die subjektive Wahrnehmung der Zeit. Diese Wahrnehmung ist nicht mit Zeitdeutung zu verwechseln. Vielmehr geht es um die körperlichen, geistigen und emotionalen Empfindungen des Augenblicks und der Zeit. Diese finden meistens vor der bewussten Reflexion statt.
Beispielsweise orientieren sich unsere körperlichen Sinne u.a. an den aktuellen Lichverhältnissen und den Farben der Umgebung oder an der Jahreszeit. Auf der geistigen Ebene reflektieren wir unsere Vergangenheit, Gegenwart und planen die Zukunft. Schließlich kann eine bestimmt Sehnsucht uns als ein Gefühl in der Zeit begleiten.
Traditionelles vs. modernes Zeitgefühl
Da ich kein Experte in diesem Bereich bin, sondern lediglich aus eigener Erfahrung frei erzähle, schränke ich mich hier auf zwei Zeitgefühle ein. Zum einen das vorindustrielle Selbstverständnis in der Zeit, d.h. frei nach Nietzsche die ewige Wiederkehr des Gleichen. Dies beispielsweise in Form von Jahreszeiten, Naturereignissen (z.B. Mondphasen), Körpererlebnissen, Generationenwechseln etc.
Zum anderen ist da das moderne d.h. chronologische Zeitgefühl, wo von Quartalsergebnis bis zum nächsten Quartalsergebnis, von Wochenende zum (nächsten) Wochenende, von Jahr zu Jahr, von Lebensphase bis zur nächsten Lebensphase, schließlich von Kindheit, Jugend, Erwachsenen- und Rentenalter bis zum Tod gedacht (und vorgesorgt) wird.
Umso mehr stellt sich die Frage: Welches Zeitgefühl empfindest du gerade? In welchem Zeitgefühl fühlst du dich wohl? Und: Welches Zeitverständnis macht dich kurz- und langfristig glücklich? Wieso bist du gerade unglücklich?
Körper und Zeit
Alles fängt mit dem Körper an (mehr zum Körperbewusstsein: http://www.failandgetup.com/ohne-koerperbewusstsein-kein-selbstbewusstsein/ ). Es ist kein Geheimnis, dass wir im Zeitalter der Körpertechnologisierung (Apps, Watches etc.), -optimierung (Schönheits-OPs für alle und am besten nach dem ToGo-Prinzip) bis hin zur bewusster -ausbeutung (Leistungspillen, Drogen, Verschmelzung von Technologie mit Körper). Es fokussiert sich sehr vieles auf das chronologische Körper-Zeit-Verständnis, d.h. Vermeidungsstrategien im Alter und gegen das Altern.
Wie wärs denn, wenn wir hin und wieder den Spieß umdrehen und den Körper sprechen lassen. Eine Zeit des Zuhörens und Wahrnehmung des Körpers am Tag (z.B. Yoga oder Meditation) einbauen. Oder aber ein Blatt Papier nehmen und bewusst unseren Tag und die unterschiedlichen Zeitgefühle benennen. Wann fühlt es sich gut an und wann stressig? Welche Zeiten und Gefühle will ich verstärken und was ist hierfür zu tun?
Schließlich: Welches Zeitverständnis trägt mich im Alltag und sorgt für mehr Energie und Lebensfreude? Welche Personen in meiner Umgebung sorgen für gute Zeiten?
Welche Zeitwahrnehmung begleitet Dich im Alltag? Wie zufrieden bist du mit deinem Zeitverständnis? Schreib ein Kommentar oder eine Mail an: mpjgross@interia.pl
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