…oder ein Lob der Gedankenkürze
Kennt Ihr die: „Denk doch mal drüber nach…, „Erst denken, dann sprechen bitte!“ oder „An deiner Stelle würde ich mir Gedanken machen“?
Zum ersten Mal habe ich diese und ähnliche Sätze übers Nachdenken in der Schule oder von Eltern gehört. Das war selbstverständlich alles gut gemeint und trotzdem sehr lästig und irgendwie hat es sich unangenehm angefühlt. Hin und wieder folgten nicht verschlafene Nächte, weil es einen nicht locker lassen wollte, dieses Hirngespinst mit dem Namen Nachdenken.
Was ist Nachdenken?
Nachdenken oder bewusste Reflexion ist in meinen (gedanklichen) Augen nichts anderes als die Verarbeitung oder Vorbereitung eines Erlebnisses, Situation oder Emotion mittels Körper- und Denkprozesse. Oder kurz: Es ist die Verdauung der Sorgen.
Im modernen Alltag ist dieser Prozess zunehmend zum Dauerproblem geworden. Wieso? Weil der heutige Mensch zum einen die bewusste Lebensführung täglich aufs Neue wählt. Zum anderen sind dadurch Strategien des selbstverständlichen Seins z.B. mittels religiöser Werte und Regeln, familiärer Gemeinschaft zurückgedrängt und marginalisiert worden. Heißt: Ich denke besser nach, also bin ich sicher, statt des ich le(i)be also will ich einfach sein.
Wann dass Nachdenken Probleme verursacht?
Problematisch wird das ganze, wenn wir aus dem Labyrinth der Gedanken nicht mehr rauskommen. Eine Vielzahl an furchterregenden Zusammenhängen ist schnell gestrickt – ein Ausweg nicht in Sicht. Diese lästige Gedankenversessenheit und ihre Symptome kennt jeder: Vor lauter Bäumen siehst du nicht mehr den Wald. Kleinigkeiten erwachsen zu riesigen Problemen und schon liegst du in den Armen des Bruders Zweifel und der Schwester Verzweiflung.
Du kaust die ganze Nacht am gleichen Problem, vergeblich die verkrampfte Hascherei nach einer Lösung. Welche Strategien hast du, um das Mienenfeld „Nachdenken“ zu verlassen?
Wieso Gedankenkürze glücklich macht?
In solchen Situationen hilft mir Nachts die Metaebene. Zum einen versuche ich den Switch im Kopf mit anderen Gedanken zu meistern (mehr zum Umschalten im Kopf hier: http://www.failandgetup.com/2019/03/10/umschalten-im-kopf/). Bedeutet, dass ich mit Gedanken gegen ängstigende Gedanken eine Lösung finde. Beispielsweise mit der Frage: Wie groß ist das Problem und die Gefahr wirklich?
Oder aber ich stelle mir vor, wie ich auf dem Mond sitze und all die kleinen Menschen mit ihren kleinen Problemen – unter anderem mich – sehe. Danach muss ich immer Lachen. Gelassenheit, d.h. das Loslassen von Gedanken und Sorgen tritt langsam ein.
Am Tag ist die Unterbrechung des Gedankens am Einfachsten durchs Tun gemeistert: Aufstehen, Aufräumen, Telefonieren, Einkaufen, Rasenmähen. All das kürzt das lange Nachdenken sofort ab und lenkt die Konzentration auf andere (Betätigungs-)Felder.
Kurz: Wer stets entscheidungsfroh ist, der denkt kürzer nach und zweifelt seltener am eigenen Glück.
Klingt alles viel zu einfach? Dann schreib ein Kommentar.
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