…oder wieso Gelassenheit überbewertet wird?
Dieses Szenario erlebe ich immer wieder und Du kennst es bestimmt auch: Da sitzt man konzentriert bei der Arbeit und plötzlich kommt ein Anruf mit dem ersten Satz „Hast Du meine eMail gelesen?“ So ernsthaft die Frage klingt, kann ich mir das Lachen in solche Augenblicken nicht verkneifen. Da ist jemand unruhig und ungelassen und sucht nach Unterstützung bei einem Problem, dass ihn gerade überfordert. Wie oft gerätst Du in solche Situationen – als Probleminhaber oder Problemlöser?
Was ist Ungelassenheit?
Im Augenblick der Ungelassenheit reduziert sich unsere Welt auf dieses eine Problem, was wir zwanghaft und somit sofort zu lösen versuchen.
Ungelassenheit ist in meinen Augen oft an Furcht und an Ein-zu-viel-Wollen – also überhöhte Erwartungshaltung – für den Augenblick gebunden. Gleichzeitig kann Ungelassenheit als Reaktion auf eine Kränkung in Form von Zorn, Wut oder Rache affektiv zum Tragen kommen. Wie oft gehen Dir die Pferde durch?
Ungelassenheit im Alltag
Historisch betrachtet, hat Ungelassenheit wahrscheinlich eine wichtige Funktion gehabt. Als Warn- und Bereitschaftsinstinkt hat sie ganze Stämme vor wilden Tieren und Angreifern gewarnt und beschützt. Aufruhr und Aufregung als allzumenschlicher Schutzmechanismus.
Problematisch wird die Ungelassenheit in unserer modernen Gesellschaft. Denn wer mag heutzutage s.g. „Störfaktoren“, „unbeherrschte Verhaltensweisen“, „affektive Ausbrüche“, „politisch unkorrekte Ausdrücke“, „barbarisches Verhalten“?
Kurz: Wir Ultramodernen sind steril geworden, ultrasteril. Wir dulden (und belohnen) nur das, was sich innerhalb eines eng vorgegebenen gesellschaftlichen Korsetts bewegt und strikten Vorgaben folgt.
Ungelassenheit ist positiv betrachtet ein Mittel zur Sprengung von verkrusteten, alteingesessenen und unvitalen Strukturen. Organisierte und kanalisierte Ungelassenheit ist ein Druckmittel, das (kleine und große) Herrschaftssysteme ins Wanken bringen kann. Wie gehst Du mit Deiner Ungelassenheit um?
Die gute Seite der Ungelassenheit
Was sich Anfangs als ein negatives Gefühl anhört, kann als positive Emotion – als Antrieb – herausgeschält werden. Bedeutet, dass man mit der Uremotion Ungelassenheit auch in der heutigen, scheinbar sterilen Zeit viel Gutes bezwecken kann.
Wie immer kommt es auch hier auf den richtigen Umgang im Alltag an. Soweit ich mich richtig erinnere, sind alle meine spannenden, bereichernden und unvergessenen Projekte/Erfahrungen der letzten Jahre aus der Emotion der Ungelassenheit, aus einem inneren Drive entstanden. Inwieweit gelingt es Dir im Alltag eine gute Mischung aus Gelassenheit und Ungelassenheit zu finden? Was schätzt dein Umfeld an dir mehr: deine Ungelassenheit oder deine Gelassenheit? Wieso ist das so?
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Dieser Blogbeitrag enthält die subjektive Sichtweise und Meinung von Marek Gross