… und welche Emotion oft dahinter steckt
Zuletzt habe ich mich wieder mal erwischt: Beim Lesen einer Mail (vielleicht bereits davor) bin ich immer weiter unruhig geworden. Es waren auf den ersten Blick schlechte Nachrichten oder mindstens solche, die zweideutig formuliert wurden. Aufgebracht wie Rumpelstilzchen bin ich wenige Minuten zum Absender gegangen und habe persönlich nachgefragt. Nach zwei, drei Sätzen war klar, dass meine Hirngespinste belanglose Vermutungen waren. Die Realität war eine ganz andere, eine harmlose. Wann hast du dich zuletzt in einer ähnlichen Situation erwischt?
Was sind Vermutungen?
Meistens entstehen Vermutungen oder Annahmen auf der Grundlage von Befürchtungen oder Ängsten. Dies ist auch nicht weiter schlimm, wenn man bedenkt, dass unsere Vorfahren vor Jahrtausenden überwiegend auf gefährlichen Jagden und unsicheren Wanderungen gewesen sind. Wer nicht schnell genug die Flucht ergriffen hat oder reflexartig zur Seite gewichen ist, der ist ums Leben gekommen. Nachdenken war in diesen Augenblicken der Gefahr weder hilfreich, noch angebracht. Vermutung und sofortiges Handeln bedeutete oft die Rettung.
Bis heute sind Befürchtung und Ängste instinktive Schutzmechanismen, die vor (unerwarteten) Gefahren schützen sollen. Interessant wirds, wenn die Vermutung zur inneren Realität verschmilzt und nicht selbstkritisch überprüft wird. Oder anders: Wenn die Angst vor der Angst überhand nimmt, wird aus einer harmlosen Vermutung ein lebendiges Hirngespinst, (m)eine Realität.
Wie erkenne ich Vermutungen und wie gehe ich mit ihnen um?
In der Praxis sieht es oft so aus, dass du keine Zeit oder Möglichkeit hast, um den Wahrheitsgehalt einer Aussage, Nachricht, Verhaltens zu prüfen. Beispielsweise basieren viele s.g. Fake-News auf dem Muster „Ängste und Befürchtungen schüren und Lücken in der Kommunikation für eigene Interessen nutzen“.
Im Umgang mit Vermutungen ist im ersten Schritt folgender Gedanke sehr hilfreich: Ist es (immaginäre) Angst oder (reelle) Gefahr? (mehr hierzu in diesem Beitrag: http://www.failandgetup.com/2019/01/13/am-anfang-war-die-angst/ ) So erwischst du dich in den meisten Fällen beim Denkfehler „Vermutung“. Falls notwendig, hilft im zweiten Schritt eine Nachfrage an der Quelle des vermeintlichen „Übels“. Im Gespräch muss es nicht das verdächtig und platt klingende „Was meinst du damit?“ sein. Es reicht ein authentisches und sachbezogenes „Magst du (bitte) noch etwas hierzu sagen, ich habe verstanden, dass…“. So gleicht man das Gesagte mit dem Verstandenen am einfachsten ab. In den meisten Fällen lässt du somit die Seifenblasen unserer menschlichen und allzumenschlichen Befürchtungen – die Vermutungen – platzen.
Wie gehst Du mit Vermutungen um? Schreib einfach ein Kommentar unten.
Dieser Blogbeitrag enthält die subjektive Sichtweise und Meinung von Marek Gross